Immer mehr Schulabmeldungen

In Österreich steigt die Zahl der Schulabmeldungen immer weiter an. Mittlerweile werden österreichweit mehr als 5.600 Schülerinnen und Schüler zu Beginn des Schuljahres keine Schulbank drücken, sondern daheim am Schreibtisch Platz und häuslichen Unterricht in Anspruch nehmen.

Bursche beim häuslichen Unterricht

 

Besonders viele Abmeldungen in Oberösterreich und Salzburg

Während sich die Zahl der Schulabmeldungen in vielen Bundesländern verdoppelt hat, ist sie in Oberösterreich förmlich explodiert: Hier bleiben mit 1072 Abmeldungen gleich dreimal so viele Schülerinnen und Schüler daheim als im Schuljahr 2020/21 (299). Ähnlich das Verhältnis auch in Salzburg: hier stiegen die Zahlen von 116 auf nun 383.

 

Keine Schulpflicht in Österreich

In Österreich gilt keine Schul-, sondern lediglich eine Unterrichtspflicht. Diese ist jedoch im Grundgesetz verankert. Kinder können also auch häuslichen Unterricht oder eine Privatschule ohne Öffentlichkeitsrecht (diese haben nicht das Recht zur Vergabe von Schulzeugnissen) besuchen. Das muss der jeweiligen Bildungsdirektion bis zum Beginn des jeweiligen Schuljahrs angezeigt werden. Diese kann die Abmeldung nur untersagen, "wenn mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, dass die .... Gleichwertigkeit des Unterrichtes nicht gegeben ist". 

 

Lerngruppen sind verboten

Das Bildungsministerium möchte künftig sicherstellen, dass den Eltern auch bewusst ist, was diese Abmeldung in der Praxis bedeutet. So sind etwa Lerngruppen aus mehreren Kindern im häuslichen Unterricht nicht erlaubt, für sie fällt die Schule als sozialer Ort damit weg. Es gibt auch im Gegensatz zum Fernunterricht des vergangenen Schuljahres keine Unterstützung der Lehrkräfte beim Unterricht daheim.

 

Die Kinder- und Jugendanwaltschaften sehen die Entwicklung sehr kritisch

Der häusliche Unterricht unterliegt keiner Beschränkung und ist auch nicht an Kompetenzen geknüpft. Das heißt, wer ein Kind unterrichtet, muss nicht einmal selbst eine Schule abgeschlossen haben. Die Kinder- und Jugendanwaltschaften fordern daher eine Gesetzesänderung, denn schließlich würden mittlerweile Kinderrechte gelten, und die sehen das Recht auf die bestmögliche Bildung vor. 

 

Ministerium plant Änderungen

Entsprechende Pläne und ein "Maßnahmenkatalog" zur Änderung der Schulabmeldungen seien bereits in Vorbereitung, heißt es dazu aus dem Bildungsministerium. So sollen die Regeln für Schulabmeldungen verschärft werden. Künftig gib es Semesterüberprüfungen, die den Lernfortschritt der daheim unterrichteten Kinder abfragen sollen – ganz im Gegensatz zum Ist-Zustand, wo mittels Externistenprüfung erst zu Ende des Schuljahres und somit nur einmal überprüft wird. Mit dieser Zwischenkontrolle soll den Eltern eine „Orientierung“ gegeben werden, heißt es aus dem Bildungsministerium. Auch eine Gesetzesänderung wird mittlerweile nicht mehr ausgeschlossen.

 

Ein aktuelles Ö1-Interview mit Professor Stefan Hopmann vom Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien können Sie hier nachhören​​​​​​​!