Ideen gegen Lehrermangel

Bildungsminister Martin Polaschek lässt die Pädagogischen Hochschulen (PH) eine Umstellung des Lehramtsstudium für die Primarstufe prüfen. Anstelle des derzeit achtsemestrigen Bachelorstudiums mit anschließendem zweisemestrigen Masterstudium könnte ein sechssemestriges Bachelor- bzw. viersemestriges Masterstudium treten, so der Minister vor Journalisten.

Polaschek stellt Lehrerausbildung auf Prüfstand

Diese Meldung wurde aktualisiert: Neu: Umfrage unter Junglehrern (letzte 4 Absätze)
"Wir sehen, dass der achtsemestrige Bachelor in der Primarstufe interessierte Studierende abschreckt", so Polaschek. Daher habe er die PH beauftragt, Möglichkeiten für eine Umstellung der Studienarchitektur zu erarbeiten. Fix sei eine Umstellung noch nicht - sollte sie aber kommen, braucht es dazu ein Gesetz.

Das Lehramtsstudium umfasst derzeit sowohl für die Primarstufe als auch die Sekundarstufe zunächst vier Jahre Bachelor und dann für die Volksschule mindestens ein, für alle anderen Schulformen in der Regel zwei Jahre Masterstudium. Schon jetzt kann man allerdings mit Bachelorabschluss in Vollzeit als Lehrer arbeiten, in der Volksschule auch als klassenführende Lehrkraft.

Grundstruktur bleibt

An dieser Grundstruktur mit Bachelor und Master will Polaschek jedenfalls festhalten: "Für mich steht die Masterwertigkeit des Studiums außer Diskussion." Für die Sekundarstufe (also ab Mittelschule/AHS-Unterstufe) habe er auch die Unis eingeladen, sich anzuschauen, ob eine Strukturverschiebung einen Sinn macht - dort sehe er derzeit aber keine Relevanz.

Überlegt wird derzeit auch, in der Ausbildung etwa im MINT-Bereich kohärente Studienfächer anzubieten, die sich nicht starr an den Unterrichtsfächern orientieren - also etwa ein Fach "Science" für die Unterrichtsfächer Chemie, Physik und Biologie. So könne fachfremder Unterricht reduziert werden.

Minister ortet Handlungsbedarf

Handlungsbedarf sieht Polaschek auch beim Angebot für Masterstudierende, die bereits mit Bachelorabschluss an den Schulen unterrichten. Bei einer Umfrage unter knapp 1.600 Junglehrkräften im ersten Berufsjahr gaben 72 Prozent an, dass es ihnen wichtig ist, in der nahen Umgebung zu arbeiten. Selbst wenn sie vor der Wahl stünden, woanders mehr Stunden oder andere Fächer zu unterrichten, würden sie den Verbleib vorziehen.

Mehr berufsbegleitende Angebote im Masterlevel

"Wir brauchen daher mehr berufsbegleitende Angebote im Masterlevel", so Polaschek. "Die Studierenden müssen den Master machen, wollen aber unterrichten und auch am Studienort bleiben." Bei Studienangeboten, die sich mit dem Unterrichten in der Schule kombinieren lassen, werde vor allem für die Sekundarstufe etwas passieren müssen. Auch digitale Angebote müssten ausgebaut werden.

Junglehrer oft fachfremd eingesetzt

Für die Studie wurde knapp ein Drittel der Berufseinsteiger im ersten Jahr befragt - unabhängig von ihrem Studienabschluss. 47 Prozent davon arbeiten Teilzeit, wobei nicht abgefragt wurde, ob dies auf eigenen Wunsch geschieht oder ihnen nur Teilzeitverträge angeboten wurden. Gegenüber dem Vorjahr hat die Teilzeitquote unter Junglehrern damit um vier Prozentpunkte zugelegt. Jeweils die Hälfte der Junglehrkräfte arbeitet mit regulärem Vertrag bzw. mit Sondervertrag.

Mit der Anzahl ihrer Wochenstunden zeigten sich mehr als zwei Drittel der Berufseinsteiger zufrieden. Zwölf Prozent würden gern mehr arbeiten, 17 Prozent gern weniger. Insgesamt 29 Prozent gaben an, zumindest teilweise fachfremd eingesetzt zu werden. An der Mittelschule (wo fachfremder Unterricht schon lange üblich ist, Anm.) sind es sogar 69 Prozen

Quelle: APA Science