Wenn Schülerinnen und Schüler sprachliche Probleme haben, wirken sich diese nicht nur auf ihre Leistungen im Deutschunterricht aus, sondern auch auf ihren Erfolg in anderen Gegenständen. Im Alltag gut Deutsch zu sprechen bedeutet noch nicht, dass Schülerinnen und Schüler im Fachunterricht alles verstehen, denn dazu brauchen sie sogenannte bildungssprachliche Fertigkeiten.

Was ist mit Bildungssprache gemeint?

Bildungssprache ist schriftsprachlich geprägt - auch im Mündlichen. Sie enthält fachsprachliche Strukturen und ist das Medium für die Wissensvermittlung in der Schule, in der Ausbildung, in Medien und im öffentlichen Leben.
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Ein Beispiel aus dem Chemieunterricht:

Schülerinnen und Schüler beobachten ein Experiment und beschreiben richtigerweise das, was sie sehen, aber noch nicht benennen können: "Wenn der Sauerstoff mit dem Magnesium zusammenkommt, dann gibt das ein weißes Pulver." In einem Versuchsprotokoll oder Fachreferat müsste korrekt formuliert werden: "Sauerstoff reagiert mit Magnesium zu Magnesiumoxid." Die chemische Reaktion wird mit der Wendung "etwas reagiert mit....zu..." beschrieben, und aus dem weißen Pulver wird der Fachterminus Magnesiumoxid. Schülerinnen und Schüler brauchen Gelegenheit, diese Strukturen üben und anwenden zu können - in einem sprachsensiblen Unterricht.

"Mir ist es wichtig, die Haltung von Lehrerinnen und Lehrern, die keine Sprache unterrichten, positiv zu beeinflussen - ihnen zu zeigen, wie sprachsensibler Unterricht funktioniert und dass Schülerinnen und Schüler motivierter sind, wenn sie bei Aufgabenstellungen nicht an der Sprache scheitern!"

Dr. Carla Carnevale (Projektkoordinatorin Sprachsensibler Unterricht, ÖSZ)

Sprachsensibler Unterricht...

  • verbindet fachliches mit sprachlichem Lernen,
  • ist Teil des Regelunterrichts und Kernelement einer durchgängigen Sprachbildung,
  • ist von besonderer Bedeutung für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund oder aus einem spracharmen sozialen Umfeld
  • und setzt voraus, dass die Schülerinnen und Schüler Deutsch so beherrschen, dass sie sich in grundlegenden Alltagssituationen verständigen können.

Ein sprachsensibler Unterricht konzentriert sich auf die Lese-, Schreib- und sprechfertigkeiten im Regelunterricht aller Gegenstände und erhöht die Bildungschancen aller Schülerinnen und Schüler.

Sprachsensible Pädagoginnen und Pädagogen...

  • arbeiten mit der Sprache der Schülerinnen und Schüler, die da ist, und bauen diese schrittweise aus,
  • stellen sprachliche Hilfen (Scaffolds) und Lerngelegenheiten bereit, damit Schülerinnen und Schüler Sprachsituationen im Fach erfolgreich bewältigen und sprachlich angemessen handeln können,
  • bieten Schülerinnen und Schülern reichen Sprachinput, ohne sie dabei zu über- oder unterfordern
  • sind ein Sprachvorbild
  • und tauschen sich mit Kolleginnen und Kollegen aus.

  Fortbildungsmöglichkeiten

  • Wenn Sie mehr über sprachsensiblen Unterricht erfahren möchten, besuchen Sie die Homepage des Österreichischen Sprachen-Kompetenz-Zentrums (ÖSZ) und die Plattform www.sprachsensiblerunterricht.at. Dort finden Sie Infos zu Methodik/Didaktik, Unterrichtsbeispiele, Veranstaltungshinweise, ReferentInnen und vieles mehr.
  • Wenn Sie die Thematik für Ihre Schule wichtig finden, sprechen Sie mir Ihrer Schulleitung. Im Rahmen der Qualitätsinitiativen SQA und QIBB könnte der sprachsensible Unterricht ein Schwerpunkt sein beziehungsweise werden.
  • Wenn Sie eine SCHILF/SCHÜLF an Ihrer Schule veranstalten möchten, wenden Sie sich an die Pädagogische Hochschule Ihres Bundeslands oder an das www.bimm.at.

Das Österreichische Sprachen-Kompetenz-Zentrum (ÖSZ) unterstützt im Auftrag des Bildungsministeriums Pädagogische Hochschulen bei der Gestaltung ihrer Fortbildungsprogramme, steht der Schulaufsicht für Beratung zur Verfügung und sensibilisiert im Rahmen von Schulleitungstagungen. Mag.a Dr.in Carla Carnevale zeichnet sich für die gesamte Projektkoordination für sprachsensiblen Unterricht am ÖSZ aus.